Vancomycin-abhängige Enterokokken

A. Mellmann, M.P. Dierich, F. Allerberger
Institut für Hygiene und Sozialmedizin der Universität Innsbruck
(Vorstand: o. Univ.-Prof. Dr. M.P. Dierich)

 


Schlüsselwörter:
Enterokokken, Vancomycin, resistent, abhängig

Zusammenfassung
Wir untersuchten das Vorkommen von Vancomycin-abhängigen Enterokokken bei Patienten unter Vancomycintherapie. Patienten, die zum Zeitpunkt der Probengewinnung oder bis zu 7 Tage zuvor eine p.o. oder i.v. Therapie mit Vancomycin erhielten, wurden in die Studie inkludiert. Von 28 ICU-Patienten (männlich 21) wurden 32 Stuhlproben und 42 Rektalabstriche in BHI-Bouillon mit 4 µg/ml Cefodizim plus jeweils 16 und 64 µg/ml Vancomycin bei 37°C über 24 h angereichert. Davon wurden 10 µl auf antibiotikasupplementiertem (Konzentrationen siehe BHI) Enterococcosel® Agar subkultiviert. Stuhlproben oder Rektalabstriche wurden pro Patient im Abstand von mindestens 3 Tagen zwischen den einzelnen Proben gesammelt. Vancomycin-abhängige Enterokokken wurden nicht nachgewiesen. Aus 4 der 74 Proben (5,4%) wurden Vancomycin-resistente E. faecium isoliert. Der Einsatz von Cephalosporinen der 3. Generation bestätigte sich als Selektionsfaktor für VRE: Während nur 36 von 70 der VRE-negativen Patientenproben unter/nach einer Cephalosporintherapie gewonnen wurden, war dies in 3 von 4 der VRE-positiven Patientenproben der Fall. Ein routinemäßiges Screening auf VDE scheint uns derzeit in Österreich nicht erforderlich. Lediglich bei VRE-Trägern sollten septische Episoden ohne Erregernachweis Anlass geben, mittels Vancomycin-haltiger Nährmedien auf VDE zu untersuchen.

Key-words:
Enterococci, vancomycin, resistant, dependent

Summary
Enterococci that require vancomycin in media for growth, vancomycin-dependent enterococci (VDE), have recently been reported to cause clinically significant infections. We examined the occurrence of VDE at ICUs of the University hospital in Innsbruck (1.507 beds) in patients undergoing vancomycin therapy within the 7 days before specimen collection. From 28 ICU-patients (male 21) 32 stool specimens and 42 rectal swabs were collected and cultured in BHI-broth (supplemented with 4 µg/ml cefodizime plus 16 or 64 µg/ml vancomycin each) overnight in ambient atmosphere. Thereafter, 10 µl aliquots were subcultured into Enterococcosel® Agar (supplemented with antibiotics as mentioned above). No vancomycin-dependent enterococci were detected. From 74 samples 4 (5,4%) vancomycin-resistant E. faecium were isolated. The use of broad-spectrum cephalosporins predisposed for VRE-colonization: Only 36 of 70 VRE-negative samples but 3 of 4 VRE-positive samples were gained during or after broad-spectrum cephalosporin therapy. We do not see a need to screen routinely for VDE in Austria at this time. Vancomycin containing media should be used for primary culture of specimens from unclear septic patients who are known carriers of VRE.


Einleitung

Infektionen mit Enterokokken betreffen meist Patienten mit einem geschwächten Immunsystem. In den USA zeichnen sie für 10-14% aller nosokomialen Infektionen verantwortlich [3]. In Deutschland verursachen Enterokokken 14,7% aller nosokomialen Infektionen [16]. Zur Gattung Enterococcus werden gegenwärtig 17 Spezien gezählt [5]. Unter allen klinischen Enterokokkenisolaten sind 80-90% E. faecalis und 10-20% E. faecium zuzurechnen. Andere Spezien werden in klinischem Untersuchungsmaterial nur selten nachgewiesen [13]. Das Auftreten von Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) brachte neue therapeutische Probleme. In Österreich wurden VRE erstmalig 1992 beschrieben [2]. Im Jahr 1997 konnten VRE bereits an allen Universitätskliniken Österreichs nachgewiesen werden [1].

Mellmann et al. haben darauf hingewiesen, dass in Tirol VRE im Umfeld von Krankenhäusern, nicht aber bei der gesunden Bevölkerung zu finden sind; 5,8% der an der Universitätsklinik in Innsbruck Hospitalisierten waren in deren Studie Träger von VRE oder VRE-infiziert [15].

1993 wurde erstmalig das Vorkommen von Vancomycin-abhängigen VRE beschrieben [7, 11]. Diese Enterokokken-Stämme sind Vancomycin-resistent und benötigen zudem für ihr Wachstum Vancomycin. Ständiger Selektionsdruck durch Einsatz von Vancomycin wird als Voraussetzung für das Auftreten von VDE postuliert [4].

Ziel unserer Studie war es zu klären, ob VDE an den Universitätskliniken in Innsbruck bei Patienten mit Vancomycintherapie vorkommen. Nach unserem Wissen war dies in Österreich der erste Versuch, gezielt das Vorkommen von VDE zu untersuchen.

 

Material und Methodik

Patientenpopulation

Patienten wurden in den 2 Monaten von September bis Oktober 1999 auf fünf verschiedenen Intensivpflegestationen (ICU) und einer hämatologisch-onkologischen Isolierstation rekrutiert. Patienten, die zum Zeitpunkt der Probengewinnung oder bis zu 7 Tage zuvor eine p.o. oder i.v. Therapie mit Vancomycin erhielten, wurden in die Studie inkludiert. Stuhlproben oder Rektalabstriche wurden pro Patient im Abstand von mindestens 3 Tagen zwischen den einzelnen Proben gesammelt. Neben Patientendaten (Alter, Geschlecht, Grundkrankheit) wurde die gesamte Antibiotika-Anamnese der letzten acht Wochen bis zum Zeitpunkt der Probenentnahme dokumentiert.

Bakteriologisches Screening

Als Anreicherung wurden die Proben in 5 ml Brain Heart-Infusion-Broth (Oxoid Ltd., Basingstoke, Hampshire, GB) mit 4 µg/ml Cefodizim (Timecef®, Usiphar Roussel Uclaf, Compiègne, F) plus jeweils 16 und 64 µg/ml Vancomycin (Eli Lilly, Gießen, D) bei 37°C über 24 h inkubiert. Von dieser Flüssiganreicherung wurden 10 µl auf Enterococcosel® Agar (Becton Dickinson and Company, Cockeysville, Maryland, USA) mit den oben genannten Antibiotikakonzentrationen bei 37°C über 24 h subkultiviert. Die Genusidentifizierung als Enterococcus erfolgte für katalasenegative, grampositive Kokken anhand des nachgewiesenen Wachstums auf GCG-Agar® (Sifin Institut für Immunpräparate und Nährmedien GmbH Berlin, Berlin, D; zugesetzte Antibiotikakonzentrationen wie oben angeführt) und eines positiven Pyrasetests (Feinchemie GmbH Sebnitz, Sebnitz, D). Zur Speziesbestimmung wurde das api 20 STREP-System (BioMeriéux, Marcy l`Etoile, F) verwendet. Die Resistenztestung gegenüber Vancomycin und Teicoplanin wurde mittels E-Test-Teststreifen (AB BIODISK, Solna, S) vorgenommen.

Statistische Auswertung

Für statistische Analysen wurde das Programm Epi Info Version 6.04b (CDC, Atlanta, Georgia, USA) eingesetzt.

 

Ergebnisse

Im Untersuchungszeitraum qualifizierten sich 28 Patienten für die Studie. Männlichen Geschlechts waren 21, weiblich 7. Das Durchschnittsalter betrug 38,6 Jahre (17 bis 65 Jahre). Alle hatten i.v. Vancomycintherapie, 4 Patienten erhielten zudem p.o. Vancomycin. Von diesen 28 Patienten wurden insgesamt 74 Proben (32 Stuhlproben, 42 Rektalabstriche) untersucht.

Vancomycin-resistente Enterokokken wurden aus 4 der 74 Proben (5,4%) von 3 der 28 Patienten (10,7%) isoliert. Alle VRE-Isolate waren E. faecium. Die Vancomycin-Anamnese der Patienten mit und jener ohne VRE-Besiedelung ist in Tabelle 1 angeführt. Tabellen 2 und 3 geben die Therapiedauer und Anzahl eingesetzter Antibiotikagruppen wieder.

VRE-positive Proben wurden nach durchschnittlich 5 Tagen Vancomycintherapie gewonnen, VRE-negative Proben nach durchschnittlich 18,5 Tagen Vancomycintherapie (Kruskal-Wallis H-Test: p = 0,017). Von den VRE-positiven Proben wurden 3 von 4 Proben (75%) unter/nach Cephalosporintherapie gewonnen (1x Ceftazidim; 2x Ceftazidim + Cefamandol + Cefmenoxim), während dies nur für 36 von 70 Proben (51%) der VRE-negativen Proben galt (Risk Ratio: Cephalosporin-Exposition und VRE-positiv = 2,2 [0,29 < RR < 23,98]).

Tabelle 1: Anamnestische Daten bezüglich Vancomycingabe in den letzten 8 Wochen vor Gewinnung der 74 Proben

Vancomycingabe

VRE-positiv
VRE-negativ
Summe
%
p.o.
i.v.
p.o. und i.v.
Summe
0
4
0
4
0
61
9
70
0
65
9
74
0
87,1
12,9
100

Tabelle 2: Dauer der Antibiotikagabe (Antibiotikatage) und Zahl der dabei gegebenen Antibiotikagruppen bei Probengewinnung

 
VRE-positvie Proben
VRE-negative Proben

Durchschnittliche Dauer der Antibiotikagabe zum Zeitpunkt der Probengewinnung (Streubreite)

34 d
(6 -54)
74,2 d
(6 - 241)
Durchschnittliche Zahl der gegebenen Antibiotikagruppen (Streubreite)
4,3
(1 - 7)
4,7
(1 - 8)

Tabelle 3: Dauer der Vancomycingabe (i.v. oder p.o.) und der Cephalosporingabe (i.v.) bei Probengewinnung

 
VRE-positvie Proben
VRE-negative Proben

Durchschnittliche Dauer der Vancomycingabe zum Zeitpunkt der Probengewinnung (Streubreite)

5,0 d
(1 -8)
18,5 d
(1 - 90)
Durchschnittliche Zahl der Cephalosporingabe zum Zeitpunkt der Probengewinnung (Streubreite)
7,8 d
(0 - 16)
8,8 d
(0 - 49)

Vancomycin-abhängige Enterokokken wurden nicht nachgewiesen.

 

Diskussion

 

Das Phänomen der Antibiotikaabhängigkeit bei Bakterien wurde als Resultat von in vitro Manipulationen für Streptomycin-abhängige Escherichia coli und Polymyxin B-abhängige Pseudomonas aeruginosa beschrieben [10, 12]. Klinische Relevanz hatten jedoch erstmalig 1993 die von Fraimow et al. und Green et al. beschriebenen Vancomycin-abhängigen Enterokokken (VDE) (Abbildung 1). Fraimow et al. isolierten VRE faecalis aus Blutkulturen eines Patienten (nach 47 (!) Tagen Vancomycintherapie, bzw. ab Tag 68 nach Hospitalisierung); ab dem 73. Hospitalisierungstag wurden VRE auch in einer Urinkultur nachgewiesen. In Urinkulturen vom Tag 79 (bis Tag 145) ließen sich – trotz Pyurie und mikroskopischem Keimnachweis – nur mehr vereinzelte E. faecalis-Kolonien auf den Originalplatten nachweisen, die nicht subkultiviert werden konnten. Mittels Vancomycin-haltiger Nährmedien konnten VDE nachgewiesen werden [9].

Green et al. berichteten von einem ähnlichen Fall: Unter Vancomycintherapie wurden aus einer Blutkultur Enterococcus faecium isoliert, die nur in der Umgebung eines Vancomycin-Testplättchens auf einer direkten Empfindlichkeitsplatte wuchsen; weitere Subkulturen blieben steril. Nachdem das Vancomycin abgesetzt worden war, waren alle folgenden Proben steril [11].

 

Abbildung 1: Wachstum von VDE im Diffusionsbereich des Vancomycinteststreifens/plättchen (Abbildung dankenswerter Weise von Prof. A. Elliot zur Verfügung gestellt)

Die klinische Relevanz dieser Erreger steht seit ihrer Entdeckung im Mittelpunkt lebhafter Diskussion. So sehen Farrag et al. in VDE eine Gefahr für Patienten unter Vancomycintherapie. Der steigende Einsatz von Vancomycin unterstützt die Entwicklung von VRE, die die Grundlage für VDE bilden. Zu dem Resistenzproblem kommt die Schwierigkeit des Nachweises: VDE werden im Routinelabor, sofern nicht speziell nach ihnen gesucht wird, nicht nachgewiesen. So stellen Farrag et al. die Frage: "Have we at last witnessed the emergence of a true superbug?" [6]. Woodford et al. bewerten VDE ähnlich: Auf Stationen mit bereits bestehenden VRE-Problemen und bei Patienten mit lang andauernder Vancomycintherapie könnten sich bevorzugt VDE entwickeln. Sie empfehlen bei septischen Patienten mit wiederholt negativen Blutkulturen auch Vancomycin-haltige Nährmedien zu verwenden [25]. Rossney et al. nehmen an, daß VDE wahrscheinlich weiter verbreitet sind, als es die singulären Publikationen vermuten lassen; sie begründen das seltene Auftreten von VDE damit, dass ihr Nachweis mit Routinemaßnahmen im Labor nicht gelingt – nur durch Vancomycin-haltige Nährmedien lassen sich VDE sicher nachweisen, da in den Proben selbst meist nicht genug Vancomycin ist oder dies durch die Probenaufbereitung inaktiviert wird [17]. Auch Dever et al. spekulieren über die Häufigkeit von VDE: Sie meinen, dass VDE zunehmend auftauchen könnten, wenn geeignete Nachweismethoden angewandt würden [4].

Bislang wurden unseres Wissens weltweit nur 13 VDE-Isolate publiziert. Ein Krankheitswert wurde lediglich in 7 Fällen attestiert – die restlichen VDE-Fälle wurden als Kolonisationen gewertet [4, 6, 7, 11, 14, 17, 18, 19, 20, 25].

Die Vancomycinabhängigkeit ist ein außergewöhnliches Beispiel für die extreme Anpassungsfähigkeit von Bakterien an ihre Umweltbedingungen – in diesem Fall an den Selektionsdruck während einer antibiotischen Therapie. In dieser Fähigkeit muss man aber auch die letzte bakterielle Entwicklungsstufe als Antwort auf den Antibiotikaeinsatz sehen. Bedeutet sie auch auf der einen Seite die perfekte Anpassung der Bakterien an ihre Umwelt, wird sie auf der anderen Seite zur „tödlichen Sackgasse“, sobald Vancomycin abgesetzt wird [7, 20, 24].

Die von Dever et al. und Rossney et al. postulierte hohe Dunkelziffer für VDE gab Anlass, mit dieser Studie gezielt nach VDE zu suchen. Dass keine VDE gefunden wurden, bestätigt – zumindest für Österreich – den Ausnahmecharakter des Vorkommens dieser Erreger.

Die Häufigkeit VRE-positiver Proben korreliert mit 5,4% gut mit Resultaten früherer Studien: Mellmann et al. fanden 1998/99 VRE in 5,8% der Stuhlproben von ICU-Patienten [15].

Im Rahmen dieser Studie wurden auch die Antibiotika-Anamnesen aller Patienten ausgewertet. Dass die VRE-positiven Proben von Patienten stammen, die signifikant kürzer Vancomycin bekommen hatten (durchschnittlich für 5 Tage) als die Patienten ohne VRE-Kolonisation (Durchschnitt 18,5 Tage), ist bemerkenswert und für uns nicht zu erklären. Der Einsatz von Cephalosporinen der 3. Generation bestätigte sich als Selektionsfaktor für VRE: Während nur 36 von 70 (51,4%) der VRE-negativen Patientenproben unter/nach einer Cephalosporintherapie entnommen wurden, war dies in 3 von 4 (75%) der VRE-positiven Patientenproben der Fall (Risk Ratio „Cephalosporin-Exposition für VRE-positiv“: 2,2 [0,29 < RR < 23,98]). Dieses Ergebnis entspricht den Erfahrungen anderer Autoren, die Breitspektrumcephalosporine als wesentlichen Risikofaktor für VRE-Selektion postuliert hatten [21, 22]. Die geringe Probenzahl unserer Studie gebietet allerdings Vorsicht bei der Interpretation.

Der Mechanismus der Vancomycinabhängigkeit scheint aufgeklärt (Abb. 2). Vancomycin induziert bei Vancomycin-abhängigen (= per se auch Vancomycin-resistenten) Enterokokken eine spezielle Enzymkaskade für die Zellwandbiosynthese. Die Vancomycinabhängigkeit hat ihren Ursprung im Resistenzmechanismus gegenüber Vancomycin [9]. Vancomycin hemmt die Zellwandbiosynthese, indem es am terminalen D-Alanyl-D-Alaninrest (D-Ala-D-Ala) des Zellwandprekursors grampositiver Bakterien bindet. Vancomycin-resistente Enterokokken haben einen Stoffwechsel-Bypass entwickelt: Statt D-Ala-D-Ala entsteht ein D-Alanyl-D-Lactatrest durch eine andere Enzymkaskade (Van-Gencluster), oder ein D-Alanin wird enzymatisch abgespalten. In beiden Fällen sinkt die Bindungsaffinität von Vancomycin derart, daß die Enterokokken Vancomycin-resistent werden.

Abbildung 2: Mechanismus der Vancomycinabhängigkeit

VDE haben wie VRE beide Stoffwechselwege – bei VDE ist aber die D-Ala-D-Ala-Ligase defekt. Solange Vancomycin den Stoffwechsel-Bypass induziert, wird die D-Ala-D-Ala-Ligase nicht genutzt. Fällt die Induktion weg, wird der reguläre Weg über die D-Ala-D-Ala-Ligase genutzt. Ist dieses Enzym wie bei VDE defekt und fehlt die Induktion durch Vancomycin für den Stoffwechsel-Bypass, kann die Zellwandbiosynthese nicht mehr ablaufen. Es fehlen dann sowohl das Dipeptid D-Ala-D-Ala als auch das entsprechende Didepsipeptid der Vancomycin-resistenten Enterokokken (Alanyl-D-Lactat); die Bakterien sterben ab (siehe Abb. 2). Wird D-Ala-D-Ala in vitro als Wachstumsfaktor gegeben, können VDE auch ohne Vancomycinzusatz wachsen [9].

Inwieweit das schlichte Absetzen einer Vancomycintherapie für die Behandlung einer VDE-Infektion genügt, wird in Ermangelung ausreichender klinischer Erfahrungen kontrovers diskutiert [9, 11, 15]. Das rasche Auftreten von Vancomycin-unabhängigen Revertanten in vitro spricht gegen den Erfolg eines simplen Vancomycin-Absetzens als Behandlung von VDE-Infektionen [23].

Der Nachweis von VDE in klinischem Probenmaterial ist als eine Herausforderung für das klinisch-mikrobiologische Labor zu werten [8]. Trotz gezielten Suchens konnten wir bei Patienten unter Vancomycintherapie an Intensivstationen der Innsbrucker Universitätskliniken keine VDE nachweisen. Nach Dever et al. sollte man bei septischen Patienten unter Vancomycintherapie, bei denen kein Erreger gefunden werden kann, auch an die Möglichkeit von VDE denken [4]. Ein routinemäßiges Screening auf VDE scheint uns derzeit in Österreich jedoch nicht erforderlich. Lediglich bei VRE-Trägern sollten septische Episoden ohne Erregernachweis Anlass geben, mittels Vancomycin-haltiger Nährmedien auf VDE zu untersuchen.

 

Literatur:

1. Allerberger F., Lass-Flörl C., Dierich M.P., Hirschl A., Presterl E., Haas G., Klare I., Witte W.: „Vancomycin-resistente Enterokokken in Österreich.“ Wien. Klin. Wochenschr. 109 (1997) 312-320.
2. Allerberger F., Lingnau W., Guggenbichler J.P., Dierich M.P.: „Fehlen von Penicillin-hochresistenten Enterokokken in Westösterreich.“ ZAC 10 (1992) 87-91.
3. CDC / HICPAC: „Recommandations for Preventing the spread Vancomycin Resistance.“ Infect. Control. Hosp. Epidemiol. 16(2) (1995) 105-113.
4. Dever L.L., Smith A.M., Handwerger S. & Eng R.H.K.: „Vancomycin-Dependent Enterococcus faecium Isolated from Stoll following Oral Vancomycin Therapy.“ J. Clin. Microbiol. 33(10) (1995) 2770-73.
5. Devriese L.A., Collins M.D., Wirth R.: „The Genus Enterococcus.“ (Chapter 66 in The Prokaryotes: „A handbook on the biology of bacteriae ecophysiology, isolation, identification, application.“) 2nd Edition 1991, New York, Springer: 1465-81.
6. Farrag N., Eltringham I., Liddy H.: „Vancomycin-dependent Enterococcus faecalis.“ Lancet 348 (1996) 1581-1582.
7. Fraimow H., Venuti E., Dean J.: „Mechanism of vancomycin-dependence of a vancomycin requiring clinical Enterococcus faecalis isolate. In Program and Abstracts of the 33rd ICAAC 1993: Abstract 117, p. 141; American Society for Microbiology, Washington, DC.
8. Fraimow H.S., Jungkind D.L.: „Vancomycin-dependent enterococci: A clinical and laboratory assessment.“ Adv. Exp. Med. Biol. 390 (1995) 97-107.
9. Fraimow H.S., Jungkind D.L., Lander D.W. et al.: „Urinary Tract Infection with an Enterococcus faecalis Isolate that Requires Vancomycin for Growth.“ Ann. Intern. Med. 121(1) (1994) 22-26.
10. Gorini L., Kataja E.: „Phenotypic repair by streptomycin of defective genotypes in E. coli.“ Proc. Natl. Acad. Sci. USA 51 (1964) 487-493.
11. Green M., Shlaes J.H., Barbadora K., Shlaes D.M.: „Vancomycin-dependent Enterococcus faecium; a preliminary characterization.“ In Program and Abstracts of the 33rd ICAAC 1993: Abstract 118, p. 141; American Society for Microbiology, Washington, DC.
12. Hayek L.: „Vancomycin-dependent enterococci (letter).“ Lancet 349 (1997) 429-30.
13. Klare I., Witte W.: „Glycopeptide resistant enterococci. Occurrence, distribution, resistance transmission, significance (editorial; comment).“ Wien. Klin. Wochenschr. 109(9) (1997) 293-300.
14. Majumdar A., Lipkin G.W., Eliott T.S. et al.: „Vancomycin-dependent enterococci in a uraemic patient with sclerosing peritonitis.“ Nephrol. Dial. Transplant. 3 (1999) 765-767.
15. Mellmann A., Orth D., Dierich M.P., Allerberger F., Klare I., Witte W.: „Nosocomial cross transmission as a primary cause of vancomycin-resistant enterococci in Austria.“ J. Hospital. Inf. 44 (2000) 281-287.
16. NIDEP (anonym): „Nosokomiale Infektionen in Deutschland – Erfassung und Prävention (NIDEP-Studie).“ Schriftenreihe des Bundesministeriums für Gesundheit, Band 56, 1995, Nomos Verlagsgesellschaft Baden Baden.
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Anschrift des Verfassers:
Univ.-Prof. Dr. F. Allerberger
Institut für Hygiene und Sozialmedizin der Universität Innsbruck
A-6020 Innsbruck, Fritz Pregl-Strasse 3

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