Vorwort
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Für die tägliche Praxis des Allgemeinmediziners und anderer Fachärzte werden durch Zecken vermittelte Infektionskrankheiten immer mehr ein Alltagsproblem. Dazu rufen Zecken und durch sie übertragbare Krankheitserreger in der Bevölkerung immer mehr Interesse hervor. Die Informationsfülle aus dem Internet kann dabei gelegentlich Verwirrung stiften.

Tatsächlich können durch das Phänomen der globalen Erwärmung insbesondere Schild-Zecken ihren Entwicklungszyklus in kürzerer Zeit durchführen. Durch die höheren mittleren Jahrestemperaturen stehen nämlich durchgehend Blutwirte zur Verfügung, unter denen gar nicht wenige obendrein als Reservoire für Borrelien, FSME-Virus, Anaplasmen, und seltener auch für Rickettsien, Tularämie-Erreger und Babesien dienen. In Europa spielt die Schildzecke Ixodes ricinus, der gemeine Holzbock, unter allen hier vorkommenden Zeckenarten die bedeutendste Rolle als Überträger bakterieller, viraler und durch Protozen verursachter Infektionen des Menschen. Am weitaus häufigsten sind diese Zecken mit Borrelien durchseucht, womit nach Zeckenstich auch das höchste Risiko besteht, an Lyme-Borreliose zu erkranken - in etwa 4%. Unter den Zecken-vermittelten Infektionskrankheiten hat die Lyme-Borreliose folglich auch bei weitem die höchste Inzidenz.

Während das Problem der FSME in Österreich bei steigender Durchimpfungsrate bewältigt erscheint, verzeichnet man in einigen Nachbarländern Österreichs, in denen keine landesweite Impfung empfohlen wird, zahlreiche schwere Krankheitsfälle.

Ixodes ricinus überträgt in Mitteleuropa auch Erreger der humanen granulozytären Anaplasmose, in den Endemiegebieten der Hasenpest gelegentlich auch Tularämie-Erreger und auch bestimmte Rickettsien-Arten. Diese neuen Möglichkeiten gehören nun auch ins diagnostische Spektrum nach Zeckenexposition. In der täglichen Praxis müssen also noch mehr Erkrankungs-Möglichkeiten nach Zeckenstich in Betracht gezogen werden.

Der ANTIBIOTIKA MONITOR hat seit vielen Jahren immer wieder Artikel über Zecken-vermittelte Infektionskrankheiten veröffentlicht (ANTIBIOTIKA MONITOR V/1986, VI/1990, VII/1991, VIII/1992, IX/1993, XI/1995, XIII/1997, XV/1999, XVI/2000, XVIII/2002) und seinen ärztlichen Lesern in meist gut bebilderten Übersichten und höchster Druckqualität Artikel und Leitfäden für die Praxis zur Verfügung gestellt.

Univ.-Prof. Dr. G. Stanek
Klin. Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie
der Medizinischen Universität Wien


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