Vorwort

Leben mit Katzen - ein Risiko
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Katzen gehören zu den am längsten bekannten Haustieren der Menschheit. Die Hauskatze ist die domestizierte Form der Falbkatze. Katzenbilder auf einem Rollsiegel aus 2500 v. Chr. lassen auf eine frühe Domestikation schließen. Die europäische Hauskatze stammt vermutlich aus Kreuzungen der Falbkatze mit der langhaarigen persischen Waldkatze. Seit dem 4. Jhd. werden Katzen in Europa als Haustiere gehalten. Im Mittelalter galten sie als Tiere der Hexen und des Teufels. Im Gegensatz zu Mäusen und Ratten sind Katzen heute bevorzugte Objekte des Tierschutzes. Sie werden meist als Schoßtiere bzw. ihrem Biotop entzogene, Edelgefangene gehalten und sind Zielpublikum der Nahrungsmittelindustrie. Was Alleinstehenden Kinderersatz und Zuwendung ist, ist Anderen ein Greuel aufgrund der Paarungsgesänge, des üblen Kotgeruches und einer möglichen Allergie gegen Katzenhaare. Katzen können selten auch Vektoren von Zoonosen sein, die im folgenden Heft besprochen werden sollen.

Eine davon ist die Katzenkratzkrankheit, bei der lange Zeit der Erreger unbekannt war und bei der auch heute die therapeutischen Optionen noch unklar sind. Bekannt hingegen sind Erkrankungen durch Pasteurella multocida, die zwar einfach zu behandeln sind, aber zunächst einmal erkannt werden müssen. Auch die Tularämie kann selten durch Katzen übertragen werden.

Angeschuldigt wurden Katzen als hauptsächliche Überträger der Toxoplasmose, obwohl kein epidemiologischer Zusammenhang mit der Katzenhaltung besteht. Vielmehr dürfte die Toxoplasmose in erster Linie durch rohes Fleisch von Lamm und Schwein übertragen werden. Die Toxoplasmose ist ein Beispiel einer schon sehr lang bekannten Infektionskrankheit, bei der bis heute die optimale Therapie ungewiß ist. So stützt sich die Therapie in der Kinderheilkunde nach wie vor auf die gut dokumentierte, aber toxische Kombination von Pyrimethamin + Sulfonamid, wohingegen bei Erwachsenen-Toxoplasmose Erfahrungen mit relativ atoxischen Therapeutika wie Trimethoprim/Sulfonamid, Clindamycin und anderen Therapeutika bestehen, hier in erster Linie bei Transplantierten und HIV-Kranken. Die vorgestellten Artikel zeigen, daß Katzen nicht nur liebe Haustiere sind, sondern eben auch Überträger von Infektionen sein können, deren Therapie bei entsprechender Kenntnis relativ einfach ist.

Univ.-Prof. DDr. W. Graninger
Univ.-Klinik für Innere Medizin I, Klinische Abteilung für Infektionen und Chemotherapie, Wien

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