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        | R. Gratzl, A. Pollak Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Abteilung für Neonatologie,
        Intensivmedizin und angeborene Störungen, Wien
 (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. A. Pollak)
 |  
 
 
      
        | Zusammenfassung
 Eine Infektion mit Toxoplasma gondii
        verläuft postnatal beim immunkompetenten Wirtsorganismus in 90% der Fälle
        asymptomatisch. Eine Lymphadenopathie ist die häufigste klinische Manifestation. Die
        Infektion erfolgt meist oral durch den Genuß ungenügend gegarten Fleisches oder durch
        die Aufnahme von durch Katzenkot ausgeschiedenen Oocysten in rohen Nahrungsmitteln. Der
        Parasit kapselt sich ab und verbleibt lebenslang als latente Infektion im Wirtsorganismus.
        Bei Immunsuppresion (z.B. AIDS) oder bei unreifem Immunsystem im Falle einer fetalen
        Infektion werden schwere Verlaufsformen, typischerweise mit ZNS-Symptomatik, beobachtet.
 Erfolgt also während der Schwangerschaft eine
        mütterliche Erstinfektion, so kommt es im Rahmen der Parasitämie zu einer fetalen
        Infektion mit den typischen Symptomen Hydrocephalus, intracranielle Verkalkungen und
        Retinochoroiditis. Erfolgt die fetale Infektion erst gegen Ende der Schwangerschaft,
        erscheint das Neugeborene klinisch gesund. Es entwickeln sich aber bei Nichtbehandlung in
        80-90% der Fälle Spätsymptome, meist als Retinochoroiditis. Durch geeignete Information
        der Schwangeren einerseits, sowie durch serologisches Screening im Rahmen der Mutter-Kind-Paß-Untersuchung
        und dadurch frühzeitige Erkennung und Behandlung einer mütterlichen Erstinfektion
        können fetale Infektionen vermieden werden. Eine zusätzliche Hilfe stellt der direkte
        Erregernachweis mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) aus dem Fruchtwasser dar. Durch
        optimale Therapie während der Schwangerschaft, und im Falle einer connatalen Toxoplasmose
        Behandlung des Kindes während des ersten Lebensjahres, können weitere Schädigungen und
        obengenannte Spätsymptome verhindert werden.  |  
      
        | Abstract
 In the immunological normal person an
        infection with Toxoplasma gondii after birth may be asymptomatic in 90% of
        cases, most frequently it causes lymphadenopathy. Toxoplasma gondii usually
        is acquired from eating food, that contains cysts or is contaminated with oocysts, which
        are released by acutely infected cats by the feces. Once acquired, the latent encysted
        organism persists for the lifetime in the host. In the immunocompromised patient (e.g.
        AIDS) acute infection most often causes symptomes related to the central nervous system.
        Transmission to the fetus occurs when the infection is acquired by an immunological normal
        mother during gestation. Congenital toxoplasmosis, if untreated, almost always causes
        symptoms in the perinatal period or later in life. The most frequent signs are
        retinochoroiditis, hydrocephalus, intracerebral calcifications.
 If the fetal infection occurs late in
        pregnancy, the newborn appears healthy at birth, but has symptoms such as
        retinochoroiditis by adolescence, if not treated. Both, counseling women about methods
        avoiding transmission of toxoplasma gondii during pregnancy, and in
        consequence of serological screening early identification of primary infected pregnant
        women and subsequent treatment during gestation, prevent fetal transmission. Direct
        detection of the parasite DNA in ammotic fluid by means of polymerase-chain-reaction (PCR)
        may be an additional diagnostic tool for the decision of optimal treatment. Treatment
        during pregnancy and in case of congenital toxoplasmosis treatment of the infected infant
        until the end of the first year of life reduces sequelae and prevents symptoms later in
        life.  |  
 
      
        | Einleitung
   
          
            | Eine Infektion mit Toxoplasma
            gondii, einem obligat intracellulären Parasiten (Abb. 1), erfolgt in den
            meisten Fällen peroral oder diaplacentar, in Ausnahmefällen parenteral durch
            Bluttransfusion oder Organtransplantation. Beim immunkompetenten Menschen verläuft die
            Erkrankung trotz ihres generalisierten Charakters in 90% der Fälle subklinisch, das
            heißt symptomlos. Typische klinische Symptome sind Lymphadenopathie, Krankheitsgefühl,
            Fieber und Myalgien. Nach erfolgter Infektion kapselt sich der Erreger in Form von
            Gewebezysten ab und persistiert so lebenslang im Wirtsorganismus als latente Infektion. Im Falle einer Immunsuppression (z.B. AIDS) zeigt eine Erstinfektion
            oder Reaktivierung einer latenten Infektion einen fulminanten Verlauf mit schwerer ZNS und
            Augeninfektion. Bei Erstinfektion während der Schwangerschaft erfolgt in ca. 50% der
            Fälle bei Nichtbehandlung eine fetale Transmission des Erregers, die fast immer klinische
            Sypmtome zeigt.  Das klinische Spektrum der connatalen Toxoplasmose reicht von
            schwerer Erkrankung - klassische Trias: Hydrocephalus (Abb. 2), intracranielle
            Verkalkungen (Abb. 3), Retinochoroiditis (Abb. 4) - bis hin zu subklinischer Infektion:
            90% aller infizierten Neugeborenen erscheinen bei der Geburt als klinisch gesund,
            entwickeln jedoch ohne Behandlung in bis zu 90% der Fälle Spätsymptome: meist eine
            Retinochoroiditis (Abb. 4), die je nach Lokalisation zu beträchtlichen Sehbehinderungen
            führen kann [1, 2, 3, 4].  |  | 
 Abbildung 1: Ascites Toxoplasma
            gondii intracellulär |    
          
            | 
 Abbildung 2: Frühgeborenes,
            connatale Toxoplasmose, ausgeprägter Hydrocephalus, MRI Schädel |  | 
 Abbildung 3: Säugling, connatale
            Toxoplasmose, intracranielle Verkalkung, CT Schädel  |  | 
 Abbildung 4: Kind, connatale
            Toxoplasmose, Retinochoroiditis, Makula frei  |  |    
      
        | Ätiologie und Epidemiologie Toxoplasma gondii, ein Protozoon aus der Ordnung Coccidia,
        kann sich nur in lebenden Zellen vermehren (Abb. 1). Gewebezysten enthalten Tausende
        Parasiten und finden sich hauptsächlich in ZNS, Skelett und Herzmuskulatur des
        Wirtsorganismus. Toxoplasma gondii kann sich in allen Geweben von Säugetieren und
        Vögeln vermehren, die Infektion verläuft in sämtlichen Wirtsorganismen mit ähnlichen
        Symptomen.  
          
            | Der Endwirt ist die Katze. Frisch infizierte
            Katzen scheiden infektiöse Oocysten durch den Stuhl aus (Abb. 5). Die Infektion erfolgt
            durch infiziertes Fleisch oder durch Aufnahme von Oocysten aus dem Stuhl anderer frisch
            infizierter Katzen. Im Darmepithel des distalen Ileums erfolgt die Umwandlung und
            Vermehrung der Geschlechtsformen. Oocysten werden durch den Kot ca. 2 Wochen lang
            ausgeschieden, die 1-5 Tage nach der Ausscheidung infektiös werden und, je nach
            Umgebungsbedingungen, bis zu einem Jahr und länger lebensfähig bleiben können. Sie
            werden durch Trockenheit, Hitze oder starke Chemikalien abgetötet. Die Infektion des Menschen erfolgt durch Oocysten oder durch rohes
            oder halbrohes Fleisch, das Gewebszysten enthält. Durch Erhitzen über 66°C oder
            Einfrieren unter -20°C werden die Gewebszysten abgetötet. Hauptsächlich ist Fleisch von
            Lamm und Schwein von der Durchseuchung betroffen, selten Rind [5, 6].  Wenn während der Schwangerschaft eine Erstinfektion der
            Mutter mit Toxoplasma gondii stattfindet, wird bei Nichtbehandlung der Erreger auf
            den Fetus übertragen. Hat hingegen die Infektion der immunkompetenten Mutter schon vor
            der Schwangerschaft stattgefunden, ist der Fetus vor der connatalen Infektion geschützt
            [5].  |  | 
 Abbildung 5: Oocysten von Toxoplasma
            gondii im Katzenstuhl |  |    
      
        | Pathogenese
        und Klinik Die
        Inkubationszeit ist variabel (4 - 21 Tage) und hängt von der Virulenz des Stammes, der
        Infektionsdosis, dem Entwicklungsstadium des Parasiten, der Immunantwort und von zum Teil
        noch unbekannten prädisponierenden Faktoren des Wirtsorganismus ab. Bei peroraler
        Infektion vermehrt sich der Parasit zunächst in den Epithelzellen des
        Gastrointestinaltraktes.Die Zellen rupturieren, es kommt zur Aussaat über Lymphwege und
        Blut in den ganzen Körper und in der Folge zu lokalen nekrotischen Entzündungsherden,
        die mit der Entwicklung der Immunantwort verschwinden. Es bilden sich Gewebszysten, die
        schon 7 Tage nach Infektion nachweisbar sind und lebenslang bestehen bleiben. Diese sind
        für ein Wiederaufflackern einer akuten Erkrankung im Falle einer Immundefizienz oder für
        das Entstehen einer Retinochoroiditis als Spätfolge einer connatalen Toxoplasmose
        verantwortlich.  Die Infektion verläuft bei kompetentem
        Immunsystem meist asymptomatisch. Das häufigste klinische Symptom ist die Schwellung
        eines oder mehrerer meist zervikaler Lymphknoten, die mehrere Monate bestehen und
        schmerzhaft sein kann. Meist ist dies mit anderen untypischen Zeichen wie Fieber,
        Krankheitsgefühl, Athralgien, Myalgien vergesellschaftet.  Bei präpartaler Infektion treffen die
        Erreger auf ein noch nicht ausgereiftes Immunsystem. Es können sich daher Zysten in allen
        Geweben, vor allem aber in Gehirn und Retina ausbilden. Bei Erstinfektion der Mutter
        während der Schwangerschaft erfolgt die Transmission des Erregers auf den Fetus
        hämatogen, wobei die Bildung eines placentaren Infektionsherdes Voraussetzung ist.
        Unbehandelte mütterliche Infektionen führen im 1. Trimenon nur in ca 17% zu einer
        fetalen Infektion, die jedoch sehr schwer verläuft. Im 3. Trimenon ist das fetale
        Erkrankungsrisiko ca. 65%, jedoch mit mildem oder subklinischem Verlauf [6]. Durch die
        Wehentätigkeit kann die Plazentaschranke unterbrochen werden, sodaß das Neugeborene auch
        sub partu infiziert werden kann.  Das Spektrum der klinischen Zeichen reicht
        von milden Symptomen wie periphere Narben der Retina, Frühgeburtlichkeit, niedriges
        Geburtsgewicht, Ikterus prolongatus bis hin zu schweren Verlaufformen wie Hydrocephalus,
        Encephalitis, intracranielle Verkalkungen, Retinochoroiditis, Microcephalus,
        psychomotorische Retardierung, Krampfanfälle, Hydrops fetalis und intrauteriner
        Fruchttod. In nur 10% der Fälle ist mit einer schweren Erkrankung zu rechnen. 90% sind
        subklinische Infektionen, die aber für die überwiegendene Mehrheit der Augentoxoplasmose
        des Kindes- und Jugendalters verantwortlich sind. Zusätzlich könnnen sich auch
        neurologische Komplikationen entwickeln [1, 2, 3, 4, 5].  Bei Immunsuppression wie AIDS, nach
        Organtransplantation, Therapie mit Corticosteroiden kann eine akute oder reaktivierte
        latente Toxoplasmoseinfektion disseminiert verlaufen. Patienten mit AIDS haben ein sehr
        hohes Risiko, an einer Encephalitis zu erkranken, die unbehandelt fulminant verläuft. Die
        Retinaläsionen bei AIDS-Patienten zeigen sehr große Nekroseareale, die massenhaft
        Erreger beinhalten [6].  |    
      
        | Diagnose Serologie Eine akut erworbene Toxoplasmainfektion
        beim immunkompetenten Individuum wird durch die Seroconversion von primär negativem zu
        positivem Antikörpertiter und gleichzeitig positivem IgM diagnostiziert [5].  IgG-Antikörper gegen Toxoplasma gondii,
        die mit dem Sabin-Feldman-Test bestimmt werden können, lassen sich schon 1 - 2 Wochen
        nach Aufnahme des Erregers nachweisen. Es erfolgt ein kontinuierlicher Titeranstieg, um 6
        - 8 Wochen nach Infektion den Höchsttiter zu erreichen. Der Titeranstiegswinkel verläuft
        bei nahezu allen akuten Infektionen ident und erlaubt in den meisten Fällen auch ohne
        Vorliegen eines negativen Ersttests, den Zeitpunkt der stattgehabten Infektion
        einzugrenzen. Der folgende Titerabfall erfolgt über Monate und Jahre und persistiert
        schließlich im mittleren oder niedrigen Bereich lebenslang. Die Höhe des
        Antikörpertiters korrelliert nicht mit der Schwere der Erkrankung [5].  IgM-Antikörper können schon 5 Tage nach
        Infektion nachweisbar sein, steigen schnell an und verschwinden schließlich nach Wochen
        oder Monaten. In seltenen Fällen können sie auch über Jahre persistieren.  Der Nachweis von IgM im Nabelschnurblut ist
        für eine congenitale Infektion beweisend, eine IgM-Negativität schließt diese jedoch
        keineswegs aus, da je nach angewandter Testmethode bis zu 75% der infizierten Neugeborenen
        IgM-negativ sind. Um testbedingt falsch niedrige IgM-Resultate möglichst gering zu
        halten, sollten nur hochsensible Testmethoden wie der IgM-Immunosorbent Agglutination
        Assay (ISAGA-IgM-Test) angewendet werden und auch grenzwertig positive IgM-Testergebnisse
        als positiv gewertet werden. IgM-Positivität beim Kind mit congenitaler
        Toxoplasmainfektion hält nur sehr kurze Zeit an.  Da maternale IgG-Antikörper im Gegensatz
        zu IgM die Plazentaschranke frei passieren können, entspricht der beim Neugeborenen
        erhobene Titer dem mütterlichen, oft liegt er auch eine Titerstufe höher. Diese
        IgG-Antikörper werden vom kindlichen Organismus in vorhersehbarer Weise innerhalb des
        ersten Lebensjahres abgebaut. Die Halbwertszeit beträgt ca. 30 Tage. Der Nachweis
        persistierender oder steigender IgG-Titer zu einem Zeitpunkt, zu dem die mütterlichen
        diaplazentar übertragenen Antikörper im Abfall begriffen sind, weist auf die Produktion
        von kindlichen Antikörpern nach fetaler Antigenexposition und somit auf eine connatale
        Infektion hin. Die Beobachtung der IgG-Titerverlaufskurve im ersten Lebensjahr ist beim
        Fehlen nachweisbarer IgM-Antikörper die einzige verläßliche serologische Methode, eine
        congenitale Infektion zu beweisen oder auszuschließen [5].  Bei immunsupprimierten Patienten können
        die IgG-Titer niedrig sein, die IgM-Antikörper auch fehlen. In diesen Fällen ist der
        direkte Nachweis des Erregers bzw. seiner DNA aus Blut oder Liquor hilfreich.    Direkter Erregernachweis Der Erreger kann in Tier- oder
        Gewebekultur aus Blut, Liquor und anderen Körperflüssigkeiten, aber auch aus
        verschiedensten Gewebeproben angezüchtet und nachgewiesen werden. Dies dauert jedoch
        einige Wochen und setzt eine sofortige Verarbeitung der Proben voraus, da die Viabilität
        des Erregers gewährleistet sein muß.  Seit einigen Jahren ist es möglich,
        mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) die DNA des Erregers auch in geringsten Mengen aus
        verschiedensten Körperflüssigkeiten zu vermehren und nachzuweisen. Dies ist vor allem
        für die Diagnose einer connatalen Toxoplasmainfektion hilfreich und kann ab der 15. SSW
        eingesetzt werden [7, 8, 9, 10]. Wenn durch die Serologie eine mütterliche Infektion
        gesichert oder sehr wahrscheinlich ist, kann durch die PCR aus Amnionflüssigkeit eine
        fetale Infektion bewiesen oder ausgeschlossen werden. Diese direkte pränatale Diagnostik
        ermöglicht eine differenzierte medikamentöse Behandlung und eine objektive Basis für
        die Beratung der Schwangeren.  |    
      
        | Prävention Insbesondere seronegative Mütter sollten am
        Beginn der Schwangerschaft genau informiert werden, wie eine Infektion mit Toxoplasma
        gondii vermieden werden kann:  Es sollte kein rohes Fleisch gegessen
        werden. Es sollten nach der Zubereitung von rohem Fleisch die Hände gut gereinigt werden.
        Ebenso sollten Gemüse und Früchte gut gewaschen werden. Jeglicher direkter Kontakt mit
        Katzenkot sollte vermieden werden. Daher ist auch Vorsicht bei Gartenarbeit oder Spielen
        mit Kindern in einer Sandkiste geboten. Katzen sollten im Haus gehalten werden, also
        keinen Kontakt zu Oocysten-hältigem Katzenkot haben und nicht mit rohem Fleisch
        gefüttert werden.  Während der Schwangerschaft sollten die im
        Rahmen der Mutter-Kind-Paß-Untersuchung vorgesehenen serologischen Kontrollen und
        Ultraschalluntersuchungen durchgeführt werden. In Österreich sind bei ca. 30% der
        Schwangeren Antikörper gegen Toxoplasma gondii nachweisbar. In ca. 70%
        besteht also das Risiko einer congenitalen Toxoplasmainfektion bei Erstinfektion der
        Mutter während der Schwangerschaft. Bei Seronegativität am Beginn der Schwangerschaft
        ist ein Folgetest im 2. und 3. Trimenon vorgesehen [11]. Eine eventuell stattgehabte
        Infektion kann so frühzeitig erkannt und behandelt werden [11, 12].  |    
      
        | Therapie Pyrimethamin und Sulfadiazin wirken
        synergistisch gegen Toxoplasma gondii und werden bei verschiedensten
        Formen der Toxoplasmainfektion verwendet. Diese Kombinationstherapie ist placentagängig
        und wird während der Schwangerschaft wegen möglicher Teratogenität ab der 16. SSW
        verabreicht. Ebenso wird sie auch zur Therapie der congenitalen Toxoplasmose während des
        ersten Lebensjahres verwendet. Pyrimethamin als Folsäureantagonist kann als Nebenwirkung
        eine reversible dosisabhängige Knochenmarksdepression verursachen [6]. Um dies zu
        verhindern, wird während der Behandlung zusätzlich Folinsäure (Leucovorin) verabreicht
        und es werden regelmäßig Blutbildkontrollen durchgeführt.  Spiramycin wird vor der 16. SSW
        verabreicht, danach abwechselnd mit obengenannter Kombinationstherapie bis zur Geburt des
        Kindes. Spiramycin verhindert die Transmission des Erregers auf den Fetus, kann daher bei
        negativem Erregernachweis mittels PCR bis zur Geburt des Kindes als Monotherapie verwendet
        werden [13, 14]. Spiramycin ist jedoch bei schon erfolgter fetaler Infektion nicht
        ausreichend, da es ist nur in geringem Ausmaß placentagängig ist [6, 15]. In diesem Fall
        ist die obengenannte Kombinationstherapie bis zur Geburt notwendig.  Im Falle einer serologisch gesicherten
        mütterlichen Erstinfektion während der Schwangerschaft und nachfolgender Therapie muß
        im Einzelfall entschieden werden, ob das Neugeborene, gerade auch wenn es bei der Geburt
        als gesund imponiert, während des ersten Lebensjahres behandelt werden soll. Wenn der
        direkte Erregernachweis aus Amnionflüssigkeit mittels PCR negativ ist, Spiramycin bis zur
        Geburt verabreicht wurde, eine connatale Toxoplasmose-Infektion also unwahrscheinlich
        gilt, sollte das Kind trotzdem nachuntersucht und der Titerverlauf bis zur Negativität
        beobachtet werden [14].  Die Therapie des Neugeborenen und des
        Kindes im ersten Lebensjahr erfolgt ebenfalls mit Pyrimethamin (1 mg/kg/d), Sulfadiazin
        (75 mg/kg/d), Folinsäure abwechseld mit Spiramycin (100 mg/kg/d) durch das gesamte erste
        Lebensjahr [6, 14].  Durch die rechtzeitige Diagnose und
        Behandlung während der Schwangerschaft kann eine Infektion bzw. eine Schädigung des
        Fetus verhindert werden.  Ebenso kann durch die konsequente
        Behandlung eines infizierten Kindes während des ersten Lebensjahres die Prognose
        vorhandener klinischer Symptome deutlich gebessert bzw. im Falle einer subklinischen
        Infektion die Spätfolgen im Kindes- und Adoleszentenalter verhindert werden.  |    
      
        | Literatur: 1.
        Koppe J.G., Loewer-Sieger D.M., de-Roever-Bonnet H.: "Results of 20-years follow-up
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        | Anschrift des Verfassers: Dr. Regina Gratzl
 Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Abt. für Neonatologie, Intensivmedizin und
        angeborene Störungen
 A-1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
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