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                  Bissverletzungen 
                Eine 
                  Sonderstellung der posttraumatischen Wundinfektionen nehmen 
                  Bissverletzungen durch Tiere und Menschen ein. 
                 
                  Menschenbisse, insbesondere der Hände und Finger, sind 
                  regelmäßig infiziert und führen zu rasch progredienten, 
                  destruktiven Infektionen der Weichteile, der Sehnen und evtl. 
                  des Knochens. Die Infektionsrate ist dabei besonders hoch. Eine 
                  polymikrobielle Ätiologie mit S. aureus, Strepotokokken, 
                  Corynebakterien, Neisserien, anaeroben Gram-positiven Stäbchen 
                  und Spirochaeten wird beobachtet. In den letzten Jahren kam 
                  zusätzlich das Risiko und die Angst vor Infektionen mit 
                  Herpes-Viren, Hepatitis B- und C-Viren und HI-Viren. 
                 
                  Bei Bissen durch Tiere kommt ebenso eine polymikrobielle Flora 
                  mit S. aureus, Corynebakterien, aeroben Streptokokken, 
                  Neisserien, H. influenzae, Bacteroides spp. 
                  und evtl. Pasteurella multocida in Betracht. Wichtig 
                  ist es, eine Tollwuterkrankung auszuschließen oder wenn 
                  dies nicht möglich ist, rasch mit einer aktiven und passiven 
                  Immunisierung zu beginnen. Die neuen Impfstoffe werden gut vertragen. 
                 
                  Dabei hilft in der Entscheidung oft die Anamnese. 
                 
                  Ein nicht provozierter Biss von einem unbekannten, streunenden 
                  Hund, der nicht asserviert werden kann, evtl. im Ausland, oder 
                  in einem Endemiegebiet, ist hochverdächtig und muss zu 
                  einer raschen Immunisierung führen. Bei Bissen durch Hauskatzen 
                  besteht selten, bei Bissen durch Nager, wie Feldmäuse, 
                  besteht keine Tollwutgefahr. 
                 
                  Bei Rattenbissen ist mit einer Infektion mit Leptospira 
                  ikterohaemorrhagica möglich. Sie manifestiert sich 
                  mit hohem Fieber vom septischen Typ und Symptomen einer Nieren- 
                  und Leberfunktionsstörung evtl. einer Meningitis. 
                Therapie 
                 
                  Reinigung der Wunde, Entfernung des devitalen gequetschten Gewebes 
                  ist der erste Schritt. Im Gesicht kann eine primäre Wundversorgung 
                  durchgeführt werden, an anderen Stellen wie Unterarmen 
                  ist eine sekundäre Wundheilung vorzuziehen. Wesentlich 
                  ist auch die Ruhigstellung der Extremität. 
                 
                  Als antibiotische Behandlung eignet sich Amoxicillin+Clavulansäure, 
                  Sulbactam/Ampicillin, aber auch ein hoch dosiertes Oralpenicillin. 
                  Die Behandlung einer Leptospireninfektion erfolgt mit einem 
                  Cephalosporin der Cefotaxim-Gruppe (Cefotaxim 100 mg/kg KG). 
                 
                  Schwere gangränisierende Infektionen z.B. der Finger mit 
                  einer aerobanaeroben Mischflora bedürfen der Verabreichung 
                  von Imipenem/ Cilastatin. 
                 
                  Die Kontrolle des Impfstatus gegen Tetanus darf nicht vernachlässigt 
                  werden. 
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